Kathi ist eine von rund 80 Frauen, die aktuell ihre Ausbildung zur Brauerin & Mälzerin in Bayern absolvieren. In diesem Beitrag erzählt sie Euch, welche Qualifikationen man für diesen Beruf mitbringen sollte, wie die Ausbildung abläuft und was man als Brauerin und Mälzerin verdient. Außerdem nutzt sie die Gelegenheit und räumt mit ein paar Vorurteilen und Klischees in Bezug auf diesen Beruf auf.
Qualifikation
Was muss ich mitbringen?
Schulabschluss: Wer sich für die Ausbildung als Brauer/in und Mälzer/in interessiert sollte einen qualifizierten Schulabschluss vorweisen:
Hauptschule, Realschule, Gesamtschule oder Gymnasium.
Persönliche Eignung: Als Brauer/in und Mälzer/in sollte man handwerklich geschickt sein und Interesse in naturwissenschaftlichen Fächern haben.
Spezielle Vorkenntnisse sind nicht nötig.
Gehalt
Während der Ausbildung: Die Ausbildungsvergütung ist von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich und abhängig davon, ob der Betrieb tarifgebunden ist. Durchschnittlich verdient man im ersten Lehrjahr 943€, im zweiten 1.056€ und im dritten 1.170€ (alle Beträge in brutto).
Nach der Ausbildung: Nach der Ausbildung kannst Du mit einem Einstiegsgehalt von 2.400€ bis 2.800€ brutto rechnen. Je nach Berufserfahrung erhöht sich das Gehalt nach ein paar Jahren auf 2.800€ bis 3.100€ brutto. Für Führungspositionen liegen die Gehälter zwischen 3.200€ bis 6.000€ - je nach Brauereigröße, Region und Verwantwortungsbereich. Führungspositionen setzen allerdings die Weiterbildung zum Brau- oder Betriebsbraumeister beziehungsweise ein Hochschulstudium voraus.
Arbeitszeiten
Welche Arbeitszeiten gelten?
In der Regel arbeitet man als Brauer/in und Mälzer/in werktags. Manchmal auch am Wochenende, beispielsweise um das Bier im Gärkeller zu spindeln oder für einen Sud
zu schroten. Normalerweise übernimmt das ein Brauergeselle oder der Braumeister.
Ausbildungsverlauf
Arbeite ich im Betrieb oder gehe ich zur Schule?
Ausbildungsdauer: Die Ausbildung als Brauer/in und Mälzer/in dauert 3 Jahre. Je nach Schulabschluss und Berufsschulzeugnis kann die Ausbildung auf
2,5 oder 2 Jahre verkürzt werden.
Berufsschule: In Bayern gibt es drei Berufsschulen für Brauer/innen und Mälzer/innen: München, Würzburg und Kulmbach. In der Berufsschule in
München besteht Blockunterricht. Das heißt, man ist immer ein bis zwei Wochen in der Berufsschule und dann wieder ein paar Wochen im Betrieb. Im ersten Lehrjahr geht man insgesamt 12 Wochen zur
Schule, im zweiten und dritten Lehrjahr nur je je 10 Wochen. Bei einer Ausbildungsverkürzung sind es natürlich weniger Schulwochen.
Einsatzbereich: Während Deiner Ausbildung lernst Du alle Abteilungen kennen, die Dein Betrieb zu bieten hat: vom Sudhaus übers Labor bis hin zur Füllerei.
Karriere
Nach der Ausbildung kann man eine Meisterschule besuchen oder beispielsweise Brauwesen an einer Hochschule studieren. Der vorherige Schulabschluss ist hier nicht mehr relevant, wichtig ist lediglich eine abgeschlossene Ausbildung als Brauer/in und Mälzer/in.
Vorurteile und Klischees
Der Berufs des Brauers und Mälzers ist erfahrungsgemäßg mit einigen Vorurteilen und Klischees belegt. Hier räumen wir damit auf - zumindest mit den gängisten.
Brauer/innen haben einen Bierbauch!
STIMMT TEILWEISE! Ein üppiger Bierkonsum schlägt sich nicht nur in den Leberwerten, sondern auch am Bauch nieder. Der Bierbauch kommt allerdings nicht von zu viel Kalorien im Hopfengebräu. Ein Liter Bier enthält 400 bis 500 Kilokalorien (kcal) – relativ wenig im Vergleich zu lieblichem Weißwein (1000 kcal) oder Likör (1500 kcal). Durch die Kohlensäure und den Alkohol im Bier wird die Produktion von Magensäure angeregt. Was wiederum zu einem verstärkten Hungergefühl führt. Den Bierbauch futtert Mann/Frau sich buchstäblich an. Da nicht aller Alkohol vom Organismus verarbeitet wird, lagert er sich in den Fettspeichern ab und erweitert das Bauchvolumen. Der "Bierbauch" ist jedoch in jeder Berufsgruppe zu finden, nicht nur in Brauereien und ist abhängig von den individuellen Lebensweisen. Brauer/innen, die beispielsweise regelmäßig Sport treiben, haben somit keinen Bierbauch.
Brauer sind meist groß, breitschultrig und tragen Bart!
FALSCH! Bierbrauen war früher (Mittelalter) Frauensache: Das Brauhandwerk gehörte damals ebenso zu den hauswirtschaftlichen Tätigkeiten wie Kochen und Backen, deshalb bekamen die Frauen auch einen Braukessel als Mitgift. Erst als die Männer – vor allem in den Klöstern – entdeckten, dass sich mit gutem Bier gutes Geld machen ließ, wurde das Brauen kommerzialisiert und die Frauen verschwanden nach und nach von den Braukesseln. Mittlerweile hat sich das wieder geändert und immer mehr Frauen entscheiden sich für diesen Beruf.
Bauer/innen stehen den ganzen Tag im Sudhaus!
FALSCH! Als Brauer/in und Mälzer/in arbeitet man in verschiedenen Abteilungen wie Sudhaus, Gärkeller, Lagerkeller, Füllerei und Labor. Außerdem absolviert man ein mehrwöchiges Praktikum in einer Mälzerei. Der Beruf des Mälzers umfasst übrigens zu wenig Lernstoff für einen eigenen Ausbildungsberuf und wird deshalb mit dem des Brauers kombiniert.
Brauer/innen müssen gut putzen können!
STIMMT! Als Brauer/in und Mälzer/in sollte man eine sorgfältige und saubere Arbeitsweise haben. Brauereien sind Lebensmittelbetriebe, in denen Sauberkeit und Hygiene oberstes Gebot ist.
Autoreninfo
Geschrieben von: Kathi Neumaier
Veröffentlicht am: 8. März 2022
Kathi hat im September 2020 ihre Ausbildung beim Riedenburger Brauhaus begonnen, besucht die Berufsschule in München und arbeitet aktuell in der
Füllerei.