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Männerdomäne Brauwelt? Von wegen!

Groß, bärtig und muskulös. Mit einem schweren Fass auf den breiten Schultern, mit großen Schritten durch den Lagerkeller schreitend. Solch ein Bild haben viele vor Augen, wenn sie an einen Brauer denken. Doch was die meisten nicht wissen: Bierbrauen war anfangs Frauensache. Die Männer kamen erst später dazu.

 

Hausfrau entdeckt berauschenden Gerstensaft

 

Wenn man den Historikern Glauben schenken darf (oder möchte), war rund 10.000 vor Christus das nass gewordene Fladenbrot einer Hausfrau der Ursprung für das heutige Bier. Der entstandene Getreidebrei begann durch die Hefe in der Luft zu gären, das zufällig entstandene alkoholische Gemisch hatte eine berauschende Wirkung.

 

Der Braukessel als Mitgift

 

Bereits bei den Germanen waren die Frauen fürs Bierbrauen zuständig. Das Brauhandwerk gehörte damals ebenso zu den hauswirtschaftlichen Tätigkeiten wie Kochen und Backen, deshalb bekamen die Frauen auch einen Braukessel als Mitgift. In den Brauhäusern des frühen Mittelalters arbeiteten weiterhin ausschließlich Frauen. Das Brauen entwickelte sich zu dieser Zeit zu einem gesellschaftlichen Event: Wenn eine Frau gebraut hatte, lud sie ihre Nachbarinnen ein, um den Gerstensaft zusammen mit frisch gebackenem Brot zu verkosten. Das Bierkränzchen war also der – vermutlich lustigere - Vorgänger des heutigen Kaffeekränzchens.

 

Äbtissin wirbt mit gesundheitsfördernder Wirkung von Bier

 

Eine der wohl bekanntesten geistlichen Bierfrauen dürfte Hildegard von Bingen (*1098) sein. In ihrem Buch „Von dem inneren Wesen der Natur“ beschrieb die Benediktinerin die gesundheitsfördernde Wirkung von Hopfen. Noch heute werden die Weisheiten der ersten deutschen Ärztin zitiert.

 

Die Verdrängung der Frauen vom Braukessel

 

Erst als die Männer – vor allem in den Klöstern – entdeckten, dass sich mit gutem Bier gutes Geld machen ließ, wurde das Brauen kommerzialisiert und die Frauen verschwanden nach und nach von den Braukesseln.

 

Brauerinnern nach wie vor in Unterzahl

 

In Bayern sind aktuell gut zehn Prozent aller Auszubildenden zum Brauer und Mälzer (m/w/d) weiblich. Eine davon ist Kathi Neumaier aus Abensberg. Die 18-Jährige hat im September 2020 ihre Ausbildung beim Riedenburger Brauhaus begonnen und hat bisher keine Gleichstellungsdifferenzen bei der Arbeit feststellen können. „Man sollte körperlich schon fit sein, schließlich ist man den ganzen Tag auf den Beinen“, sagt Kathi und legt frische Bieretiketten ins Magazin der Abfüllanlage ein. Vor Ausbildungsbeginn hat Kathi bereits zwei Praktika in regionalen Brauereien absolviert und somit erste Brauluft geschnuppert. Abgesehen von der körperlichen Fitness seien keine speziellen Vorkenntnisse nötig, allgemeines Interesse in naturwissenschaftlichen Schulfächern wie Mathe und Biologie allerdings von Vorteil.

 

„Anfangs hatte ich schon ein wenig Bedenken, einen typischen Männerberuf zu erlernen. Diese haben sich allerdings als völlig unbegründet herausgestellt“, sagt die Auszubildende. Besonders gut gefällt ihr, dass der Beruf so abwechslungsreich ist. Und dass bei Traditionsbetrieben wie dem Riedenburger Brauhaus das Handwerk an oberster Stelle steht, mache den Beruf umso reizvoller.

 

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